Peter Lomb - seitenportrait

Audiodeskription ist ein Handwerk und bedarf einer Ausbildung.

Vielleicht glauben Sie, dass jeder Laie Situationen blindengerecht beschreiben kann. Hören Sie dann einmal einem*r Fußballreporter*in im Radio zu und versuchen Sie sich bildlich vorzustellen, was auf dem Platz passiert. Ähnlich ergeht es Blinden bei schlechter Audiodeskription. Gerade wenn schnelle Sportarten beschrieben werden, benötigt man eine professionelle Ausbildung.

Dazu gehören folgende 4 Bereiche:

1. Die Zielgruppe

Um die Bedarfe von Sehgeschädigten zu erfassen, sollte ein*e Sprecher*in für Audiodeskription verschiedene Augenkrankheiten und Sehbehinderungen kennen. Das kann man mit Fachliteratur und Simulationsbrillen gut erreichen. Es erleichtert den Zugang zu den Zuhörer*innen, wenn man auch über die Herausforderungen des Alltags im Leben eines Blinden informiert ist. Das Laufen mit dem Langstock oder Zubereiten und Verzehren einer Mahlzeit können einfache Beispiele sein.

2. Stimme und Sprache

Die Stimme ist uns gegeben und wir können an und mit Ihr arbeiten. Der Einsatz der Stimme und die Betonung müssen geübt sein. Klare Aussprache kann trainiert werden. Emotionen sind in der Audiodeskription gewünscht, aber dürfen die Aussprache nicht negativ beeinträchtigen. Es heißt also Emotionen nicht mit Lautstärke zu verwechseln. Gerade bei schnellen Handlungsabfolgen wie im Handball ist schnelles Sprechen gefordert. Dabei müssen die Inhalte aber weiterhin verständlich sein. Viele Menschen benutzen Füllwörter ohne darüber nachzudenken. Das mag in kurzen Gesprächen kaum auffallen. Hören Sie aber einem*r Reporter*in lange zu, der ständig ein bestimmtes Füllwort benutzt, ist das nervig. Also gilt es, diese Füllwörter im eigenen Sprachgebrauch zu erkennen und sie sich abzugewöhnen. Mit ein paar Tricks geht das schneller als man denkt.

3. Die bildhafte Beschreibung

Sprecher*innen für Audiodeskription müssen beurteilen können, was für den sehbehinderten Gast wichtig ist. Es gilt Menschen, Szenen und Dinge bildhaft zu beschreiben. Dabei sind die äußeren Merkmale eines Menschen zunächst essentiell, der Familienstand oder die Ausbildung sind vollkommen zweitrangig. Bewegungsabläufe im Sport müssen so beschrieben werden, dass Sie nachvollziehbar sind. Dazu muss der*die Reporter*in auch wissen warum ein bestimmter Wurf wie ausgeführt wird, oder warum ein Torwart beim Strafwurf weit vortritt oder nicht. Ein*e erfahren*e Reporter*in lernt komplexe Abläufe und arbeitet daran, sie bestmöglich zu beschreiben. Häufig finden viele Dinge parallel statt und der*die Reporter*in muss entscheiden was er*sie davon beschreibt. Auch dabei hilft nur die Erfahrung und offene Kritik der Zuhörer*innen und Kollegen*innen.

4. Der Umgang mit der Technik

Außerdem ist der Umgang mit der Technik zu üben; das Sprechen mit einem Headset und die sprachliche Überleitung an eine*n Kollegen*in; das Bedienen des Mischpultes und eventuell der Empfangsgeräte oder Streamingplattformen sind einfache Tätigkeiten, die aber beherrscht werden müssen, ohne den Blick auf die Reportage zu verlieren.

Diese 4 angesprochenen Bereiche sind Inhalte meines Sprecherseminares

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